Adipositas bei Erwachsenen

Herausforderung im Erwachsenenalter

Adipositas wird als erhöhter Anteil von Körperfett definiert. Sie wird über den Body Mass Index (BMI = kg/m2) als einfach zu ermittelndes und vom Zusammenhang mit dem Fettanteil des Körpers her, „akzeptables” Maß operationalisiert (Kromeyer-Hauschild, 2005).

Die Einteilung und Benennung der verschiedenen Gewichts- bzw. Adipositasgruppen ist nicht einheitlich.

Wir schließen uns bezüglich der BMI-Grenzen und Gruppenbezeichnungen der Klassifikation der WHO grundsätzlich an (2003, zit. nach Kiefer et al. 2006). Obwohl es inhaltlich völlig richtig ist, sämtliche BMI Gruppen über BMI 25 als Übergewicht zu subsumieren, behalten wir abweichend von der WHO-Klassifizierung die Bezeichnung der BMI Klasse 25 – 29,99 als „Übergewicht” bei, da „Präadipositas” nach unseren Erfahrungen als unnötig bedrohlich erlebt wird und Bedrohung im allgemeinen eher Gewichtszunahme als Abnahme begünstigt. Es ist auch, nach allem was man über gesunde Ernährung und gesundheitsfördernde körperliche Aktivität weiß, sinnvoll mit Übergewicht gesund und zufrieden zu leben. Untersuchungen und Praxis zeigten, dass – insbesondere bei Frauen – die Versuche nicht übergewichtig zu sein, um sich über Diäten dem Schönheitsideal anzunähern, in die Adipositas führen.

Weiters zeigen die Studien von Brodney et al. (in Bouchard, 2000), dass körperlich moderat fitte Menschen mit Übergewicht (BMI 25-30) ein geringeres Gesamtsterblichkeitsriskiko von 0,61 im Vergleich zu gering fitten Übergewichtigen mit einem relativen Risiko von 1.0 aufweisen. Zieht man zur Klassifikation des Körpergewichts das Körperfett oder den Bauchumfang hinzu, so zeigt sich wiederum das gleiche Bild. Übergewichtige oder adipöse Erwachsene weisen bei moderater Fitness ein Sterblichkeitsrisiko wie Normalgewichtige auf, das mit RR=1,0 angenommen wird.

Begleiterkrankungen

Ein relativ geringes Risiko für die Entstehung von Adipositas assoziierten Erkrankungen besteht bei einem BMI unter 18,5 kg/m2.
Allerdings erhöht ein solcher BMI das Risiko für andere klinische Probleme (wie z. B. Unterernährung, Osteoporose, etc.). Das Auftreten von Komorbiditäten (Begleiterkrankungen) ist bei einem normalen Gewicht nur durchschnittlich hoch, das Risiko steigt bei einem BMI von 25,0 bis 29,9 kg/m2.
Folgeerkrankungen wie z.B. Diabetes mellitus Typ 2, koronare Herzerkrankungen, bestimmte Krebserkrankungen etc. können auftreten.

Ein erhöhtes Risiko besteht beim Grad I und II der Adipositas. Bei Grad III steigt das Risiko für zahlreiche Folgeerkrankungen sehr stark (WHO, 2000). Z.B. erhöht sich das Risiko für Diabetes mellitus Typ 2 um mehr als das 3-fache (vgl. Tabelle 1). Übergewicht allerdings wirkt sich auf die Inzidenz von prämenopausalem Mammakarzinom und Hüftfrakturen positiv aus (Müller et al., 2003 zit nach Kiefer et al., 2006).

 

Klassifikation

Tabelle 1: Einschätzung des Risikos für Begleiterkrankungen bei Erwachsenen mittels Betrachtung des Body-Mass-Index (WHO, 2003; zit. nach Kiefer, 2006)

 

Vorkommnishäufigkeit

Die Epidemiologie der Adipositas weist ebenso wie jene anderer durch Ess- und Bewegungsverhalten beeinflusster Krankheiten regionale und kulturell beeinflusste Verschiedenheiten auf. 20–64% der männlichen und 20–40% der weiblichen Bevölkerung in Österreich sind übergewichtig (BMI 25,0 bis 29,9 kg/m2) und 3–23% der Männer sowie 2–24% der Frauen gelten als adipös (BMI ? 30 kg/m2). Männer sind dabei häufiger von Übergewicht betroffen als Frauen.

Betrachtet man die Auftretenshäufigkeit der Adipositas, so können nur geringfügig Geschlechtsunterschiede festgestellt werden, die höchste Prävalenz besteht in der Altersgruppe um die 60 Jahre.

Ein deutliches Ost-West-Gefälle wird erkennbar, wenn man die Prävalenz der Adipositas in Österreich nach Bundesländern betrachtet.

Im Burgenland ist mit einem Prozentsatz von 13.1% die höchste Adipositasprävalenz vorhanden, die niedrigste findet man in Salzburg (6,2%). Über dem österreichischen Adipositas-Durchschnitt von 9,1% liegen die Bundesländer Burgenland, Niederösterreich, Oberösterreich und die Steiermark. In Wien, Vorarlberg, Kärnten, Tirol und Salzburg ist die Prävalenz der Adipositas nur unterdurchschnittlich ausgeprägt. (Statistik Austria, 2002 zit. nach Kiefer et al., 2006).

Literatur

Brodney, S., Blair S.N. & Lee C.D. (2000). Is it possible to be overweight or obese and fit and healthy? In C. Bouchard (Ed.), Physical Activity and Obesity (p. 355 – 371). Champaign: Human Kinetics.

Kiefer, I., Rieder, A., Rathmanner, Th., Meidlinger, B., Baritsch, C., Lawrence, K., Dorner Th.,    Kunze, M. (2006). Erster Österreichischer Adipositasbericht 2006. Grundlage für zukünftige Handlungsfelder: Kinder, Jugendliche, Erwachsene.

Korsten-Reck, U., Kromeyer-Hauschild, K., Wolfarth, B., Dichhutz, H.-H. & Berg, A. (2005). Freiburg Intervention Trial for Obese Children (FITOC): results of a clinical observation study. International Journal of Obesity, 29, 356-361.

WHO. Obesity: preventing and managing the global epidemic. WHO Technical Report Series 894, Genf: 2000.